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Kunststoff-Schweiz - News-Corner 03.11.2022 Georg Kaufmann Formenbau AG: Feiert das 50-jährige Firmenjubiläum
Zwanzig Quadratmeter Produktionsfläche in einem leeren Stall. Dazu ein Zeichenbrett, eine Schreibmaschine und eine gebrauchte Drehbank. Das waren die Anfänge von GKTool. „Wir hatten ja weder einen reichen Vater noch Onkel, auf dessen finanzielle Unterstützung wir hätten zählen können“, so Georg Kaufmann, der 1972 gemeinsam mit seinem Bruder Jo die Firma im beschaulichen Bellikon in der Schweiz gründete.
Gefertigt wurden damals Press- und Spritzgusswerkzeuge. 50 Jahre später ist das Unternehmen Hauptansprechpartner bei OEMs für komplexe Konzeptauslegungen und hat sich in der Branche als innovativer Dienstleister im Bereich Werkzeug- und Formenbau etabliert. Die besondere Spezialität: All-in-One-Lösungen, die Hinterspritzen, Beschneiden und Umbugen in einem Werkzeug vereinen. Der Vorteil: Durch die Zusammenführung verschiedener Prozessschritte werden nicht nur Produktionskosten reduziert, sondern auch Energie und CO2-Emissionen eingespart.
Der Durchbruch: Werkzeuge für die Automobilindustrie und die Integration von zwei Arbeitsschritten in einem In den drei Jahren nach seiner Gründung vergrößerte sich das Unternehmen um zwei gebrauchte Maschinen, den ersten Mitarbeiter und den ersten Auszubildenden. Dann 1975 der Durchbruch: ein Auftrag für das international agierende Unternehmen Stoll Giroflex. Gefertigt wurde ein Werkzeug für die damals neue Stuhlserie „polytrop“ – dabei wurde in einem einzigen Arbeitsschritt Schaumpolsterung und Stoff zusammengepresst. Der Kunde war begeistert, Georg Kaufmann Formenbau wurde fortan fester Lieferant, und der erste Schritt in die Richtung, die zum Markenzeichen des Unternehmens werden sollte – nämlich das Kombinieren verschiedener Prozessschritte in einem Werkzeug –, war getan.
Ein zweiter Meilenstein in der Geschichte von GKTool ereignete sich neun Jahre später: 1984 wurde erstmals ein Werkzeug für die Automobilindustrie hergestellt. Konkret handelte es sich um den Kühlergrill für die ersten 200 Audi-Urquattros. Weitere Aufträge im Bereich Automotive folgen – heute zählt die Automobilindustrie zum festen Kundenstamm. „Als kleines Schweizer Unternehmen damals bei der Automobilindustrie einen Fuß in die Tür zu bekommen, war eine Herausforderung. Das schafft man nur mit höchster Qualität und absoluter Termintreue“, erinnert sich Georg Kaufmann heute.
Im Jahr 1989 wurde ein eigenes Firmengebäude in Busslingen fertiggestellt. Somit erhöhte sich auch die Produktionsfläche. Etwa zur selben Zeit brachte die Georg Kaufmann AG – inzwischen eine Aktiengesellschaft – erste Versuchswerkzeuge für die Technologie des Hinterspritzens voran. Ein Jahr später wurde diese in Serienanwendungen umgesetzt: Säulen- und Fußraumverkleidungen für BMW, Daimler und Audi entstanden. „Was mich am stolzesten macht, ist, dass wir es geschafft haben, die Technologie des Hinterspritzens zu entwickeln und am Markt zu etablieren. Damals hieß es von vielen Seiten: ‚Das wird nicht funktionieren‘“, erklärt Kaufmann. Funktioniert hat es – und ist heute Stand der Technik.
Die Regelung der Nachfolge – nach 42 Jahren Erfolgsgeschichte Ein Einschnitt ergab sich 2014, als Manuel Widmer als Geschäftsführer und Mehrheitsaktionär in die Firma einstieg und damit nach 42 Jahren Unternehmensgeschichte die Nachfolge von Georg Kaufmann antrat. „Natürlich ist ein solcher Übergang nie einfach“, sagt Widmer heute dazu. „Der Leiter muss loslassen und sein Nachfolger neu steuern. Aber bei GKTool hat alles bestens geklappt.“ Das sieht auch Kaufmann so: „Digitalisierung, Internationalisierung – man darf natürlich nicht vergessen, dass die nächste Generation manche Dinge einfach entsprechend anders macht – sowohl in der Firma als auch bei den Kunden. Es freut mich sehr, wie es vorangeht.“ Deswegen besucht Kaufmann das Unternehmen immer noch regelmäßig: „Wenn Kunden im Haus sind, die ich von früher kenne, schaue ich vorbei und begrüße sie.“ Auch mit seinem Erfahrungsschatz steht er den Mitarbeitenden von GKTool heute gern zur Verfügung: „Wissen weiterzugeben und damit auch eine Verantwortung für die Branche zu übernehmen, hat schließlich schon immer zu unseren Werten gehört“, ergänzt er. Von Beginn an wurden Lehrstellen angeboten und bis heute rund 80 Werkzeugmacher und Konstrukteure ausgebildet. „Dass wir dabei für unseren eigenen Nachwuchs sorgen und damit unser Know-how sichern, war uns ebenso ein großes Anliegen“, sagt Kaufmann.
Gelebte Werte als Unternehmensbasis Auf den Zusammenhalt der Mitarbeitenden, von dem bereits Georg Kaufmann geschwärmt hat, kann sich inzwischen auch Manuel Widmer verlassen. In diesem Sinne erinnert er sich gern an die Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen: „Hinter jedem Unternehmen stehen als wertvollstes Gut die Menschen. Und als wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitern und ihren Partnern den runden Geburtstag begingen, habe ich noch einmal viel Neues über sie erfahren. Das war sehr spannend für mich und hat uns noch enger zusammenrücken lassen.“
Fünfzig Jahre – eine beachtliche Zeit für ein mittelständisches Unternehmen. „Aber gerade deshalb bin ich so stolz, dass sich die Firma über einen so langen Zeitraum ihren Wert bewahrt hat und alles mit demselben innovativen Geist geführt wird wie damals bei der Gründung“, so Widmer. Für die Zukunft plant der Geschäftsführer, die Kernkompetenz des Unternehmens im Bereich All-in-One-Lösungen auszubauen. Weitere nachgelagerte Produktionsprozesse konnten bereits integriert werden: „Wir haben zahlreiche Hightech-Werkzeuge gebaut, die Hinterspritzen, Beschneiden und Umbugen miteinander vereinen. Und hier sollen es noch viele mehr werden …“