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Kunststoff-Schweiz - News-Corner 05.11.2024 Paul Scherrer Institut PSI und ESA: Die ESA kommt in die Schweiz
Die Europäische Weltraumorganisation ESA hat einen neuen Anknüpfungspunkt in der Schweiz: Das «European Space Deep-Tech Innovation Centre» ESDI wurde gemeinsam mit dem Paul Scherrer Institut PSI gestartet. Es hat nun seinen Standort in direkter Nachbarschaft des PSI, im Park Innovaare.
Die Europäische Weltraumorganisation ESA stärkt ihre Zusammenarbeit mit Innovationsakteuren aus der Schweiz. Dafür haben die ESA und das Paul Scherrer Institut PSI Ende Oktober einen gemeinsamen Vertrag unterzeichnet, der den Beginn des «European Space Deep-Tech Innovation Centre» ESDI markiert. Standort des ESDI ist der Switzerland Innovation Park Innovaare, der wiederum direkter Nachbar des PSI ist. Der Vertrag definiert eine erste Plattform des ESDI: Das Phi-Lab, welches ans PSI angebunden ist und Instrumente zur Innovationsförderung schafft.
«Mit dem ESDI bringen wir die ESA in die Schweiz», sagt Johann Richard, Leiter des ESDI. Tatsächlich wird mit dem ESDI das PSI zum einzigen Standort in der Schweiz, an dem die ESA eine dauerhafte Präsenz hat. «Damit kann diese internationale Organisation hier im Land sichtbar sein, nahbar sein und netzwerken», so Richard. Das ESDI soll auch in die andere Richtung vermitteln: «Wir wollen dazu beitragen, Entwicklungen aus dem Schweizer High-Tech- und Deep-Tech-Bereich zum Einsatz zu bringen - für die Weltraumforschung der ESA, zum Nutzen ihrer Mitgliedsstaaten, aber möglicherweise auch für ganz andere Bereiche in der Industrie.»
Innovationen in den Quanten- und Datenwissenschaften sowie in der Materialforschung Um diese zweite Aufgabe konkret zu bewältigen, startet das ESDI direkt mit einer eigenen Plattform für Forschungsaktivitäten, dem Phi-Lab. Hier ist Jennifer Wadsworth Leiterin. «Das Phi-Lab hat die Mission, Forschungsprogramme zu erstellen, die neue und innovative Projekte in der Schweiz fördern und finanziell unterstützen», erklärt sie. Das erste dieser Förderprogramme startet bereits 2025. Für dieses sucht das Phi-Lab nach technologischen Entwicklungen zunächst aus zwei konkreten Themenbereichen: Quantenforschung und Datenwissenschaften einerseits sowie Materialforschung andererseits.
«Mit dem Phi-Lab können wir divers zusammengestellte Teams unterstützten, die aus Industrie, Start-ups und der akademischen Forschung zusammenkommen», so Wadsworth. Schweizweit sollen Projekte gefördert werden, die beispielsweise aufgrund ihres Umfangs und ihrer Ambitionen für bereits bestehende Fördermassnahmen ungeeignet sind.
Richard formuliert es so: «Unser Ziel ist es, Probleme anzugehen, deren Lösungen eine deutliche Auswirkung auf die Praxis haben, und die sich nicht durch kleine Verbesserungen beheben lassen, sondern disruptive, interdisziplinäre Innovationen benötigen.»
Um ein Beispiel zu nennen, stellen sich Wadsworth und Richard vor, dass ESDI und Phi-Lab womöglich die Entwicklung einer bestimmten Technologie fördern könnten, die in den Sensoren von Satelliten neue und präzisere Forschung ermöglichen würde, und die zugleich im Bereich der Quantentechnologien und der Quantencomputer einen Schritt in Richtung Kommerzialisierung mit sich bringen könnte. Sie betonen jedoch auch, dass der genaue Rahmen der Forschungs- und Innovationsvorhaben in enger Abstimmung zwischen der ESA, dem Phi-Lab sowie Forschungsteams und -organisationen festgelegt wird. Für die konkrete Förderung von Projekten durch das Phi-Lab wird es danach offene Ausschreibungen geben.
Angestossen durch das SBFI, unterstützt durch den ETH-Bereich Formell gehört das ESDI zur ESA, während das Phi-Lab in die Organisation des PSI eingebunden ist. Praktisch arbeiten Johann Richard und Jennifer Wadsworth eng zusammen, beide haben Büros im Park Innovaare.
Die Schweiz ist ein Gründungsmitglied der ESA und somit von Anfang an in die europäische Weltraumgemeinschaft eingebunden. ESDI und Phi-Lab sind die Fortführung einer verstärkten Zusammenarbeit, die bereits im Mai 2022 zur Unterzeichnung eines Kooperationsabkommens zwischen der ESA und dem Schweizerischen Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI führte. Das PSI erhielt damals die Aufgabe, diese Pläne in Zusammenarbeit mit der ESA zu konkretisieren.
Entsprechend erhält das ESDI eine Anschubfinanzierung vom SBFI. Ab 2025 wird es finanziell vom ETH-Bereich unterstützt.
Da das ESDI keine eigenen Labore und Fertigungsräume haben wird, kommt der Standort am Park Innovaare und die Nähe zum PSI ins Spiel: Der Park Innovaare wurde Anfang 2024 eingeweiht und konnte sowohl grosse Unternehmen als auch innovative Start-ups anziehen. Die dortigen Labore sind für fortschrittliche Fertigungstechniken ausgestattet, sodass Prototypen in mechanischer, elektronischer und digitaler Form realisiert werden können.
Auch das PSI bietet Knowhow, Ressourcen und eine eingeschliffene Logistik rund um die eigene Spitzenforschung. Insbesondere ist man durch die hier angesiedelten Teilchenbeschleuniger und Grossforschungsanlagen auf extreme Bedingungen eingestellt, wie sie auch im Weltall herrschen: «Vakuumtechnik und Bauteile, die extrem tiefe Temperaturen benötigen, sind an unseren Grossforschungsanlagen allgegenwärtig», erklärt Thierry Strässle, Stabschef am PSI. «Unsere Teilchenbeschleuniger können Strahlung erzeugen, sodass die zugehörige Elektronik strahlungssicher gestaltet sein muss. In all diesen Bereichen ist das PSI daher erfahren, gut ausgerüstet und kann gezielte Unterstützung bieten.»