Polyharnstoffe? Na ja, das klingt ja nicht sehr appetitlich. Harnstoff ist ein Endprodukt des Eiweißstoffwechsels und demnach tatsächlich im Urin enthalten. Sein molekularer Aufbau ist ganz simpel:
Harnstoff war übrigens der erste biologische Stoff, der aus anorganische Substanzen hergestellt wurde, und zwar 1828 von Herrn Friedrich Wöhler (damals glaubte man, organische Stoffe ließen sich nur mit Hilfe einer geheimnisvollen "Lebenskraft" herstellen. Herr Wöhler brachte mit seiner Entdeckung die Vorstellungen seiner Zeit ganz schön ins Wanken, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls hat sich die Einteilung in organische und anorganische Chemie trotzdem bis heute gehalten)
Tatsächlich werden Polyharnstoffe gar nicht aus Harnstoff hergestellt. In der Regel produziert man sie durch Polyaddition von Diaminen und Diisocyanaten. Das entstehende Polymer besitzt jedoch eine wiederkehrende Struktur, die dem Harnstoff ähnelt (in der Zeichnung rot).
Aufgrund der Art der Bindungsbildung werden diese Stoffe auch Aminoplaste genannt.
Solche Polymere können sowohl als harte oder flexible Schaumstoffe eingesetzt werden, als auch für rostfreie, schlagfeste Teile in Automobilen. Sie sind sehr beständig gegenüber Lösungsmittel und Chemikalien, kratzfest und besitzen einen hohen Oberflächenglanz. Viele Elektroinstallationsartikel wie Stecker, Schalter, Steckdosen sind aus Aminoplasten hergestellt.
Sehr verbreitet sind auch Copolymere aus Polyurethan und Polyharnstoff. Fast alle technisch hergestellten Polyurethane enthalten je nach Verwendungszweck mehr oder weniger Harnstoff-Gruppen.